Unsere Geschäftswelt gleicht zunehmend einem Drahtseilakt. Auf der einen Seite zwingen die dynamischen Märkte und wachsende Unsicherheiten Unternehmen zu schnellen und flexiblen Reaktionen. Andererseits erschweren bestehende Investitionen und regulatorische Hürden den notwendigen Wandel. Genau diesen Balanceakt thematisiert der diesjährige DSAG-Jahreskongress 2025 in Bremen unter dem treffenden Motto: „The Art of Balance. Alles eine Frage der Ballons?“.
SAP hat mit seiner Cloud-Strategie eine klare Richtung vorgegeben, doch wie schaffen wir es, den notwendigen Auftrieb zu erzeugen, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren? In diesem Beitrag teilen wir die spannenden Insights aus zahlreichen Keynotes und Vorträgen zusammen.
Das aktuelle Geschäftsumfeld gleicht einer stürmischen See. Dennoch lautet die Devise: Volle Fahrt voraus! Denn die Reise geht unweigerlich in Richtung Cloud. SAP hat mit der neuen Business Suite, inklusive integrierter Künstlicher Intelligenz, ein klares Zielbild für zukünftige IT-Architekturen vorgegeben. Der Kurs ist klar, doch die Überfahrt ist lang und anspruchsvoll. Dabei ist es wichtig, dass alle an einem Strang ziehen.
In seiner Keynote betonte Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG, dass die zentrale Herausforderung für Unternehmen darin liegt, die richtige Balance zu finden. Wie lassen sich ambitionierte Innovationen mit den vorhandenen Rahmenbedingungen, Altlasten und individuellen Bedürfnissen in Einklang bringen? Diese Reise in die Cloud ist kein Sprint, sondern vielmehr eine lange und beschwerliche Fahrt – vergleichbar mit der Migration von R/3 auf S/4HANA.
Viele Kunden fühlen sich vom Tempo der SAP unter Druck gesetzt und fordern zu Recht mehr Unterstützung im Adoptionsprozess. Werkzeuge wie Signavio und LeanIX sind hierbei eine große Hilfe, doch es braucht mehr: Transparenz bei den Kosten, faire Konditionen und Flexibilität, individuelle Anpassungen vorzunehmen, sind essenziell.
Dabei könnte Künstliche Intelligenz für den nötigen Auftrieb sorgen. SAP plant, bis Jahresende fast 500 KI-Anwendungsfälle bereitzustellen und treibt das Thema "Agentic AI" voran. Entscheidend für den Erfolg wird sein, dass KI als Werkzeug verstanden wird, das den Menschen ergänzt, nicht ersetzt. Zudem sollten die Lizenzkosten von der Cloud entkoppelt und auch für On-Premise-Systeme zu kalkulierbaren Preisen verfügbar sein, um echten Mehrwert zu schaffen.
Gleichzeitig sorgen geopolitische Konflikte für wachsende Turbulenzen. Angesichts einer besorgniserregenden Bedrohungslage, gerade in Deutschland, steigt die Relevanz der Cyber-Security massiv. Hier sind die Unternehmen aufgefordert, wachsam zu sein und ihre Mitarbeitenden entsprechend zu schulen. Gleichzeitig steht SAP in der Pflicht, seine Lösungen kontinuierlich zu verbessern und die Anwender bestmöglich zu schützen. Des Weiteren gewinnt auch das Thema Datensouveränität an Bedeutung, weshalb flexible Betriebsmodelle, wie On-Premise-Optionen, weiterhin unverzichtbar sind.
Wie schon in der Keynote von Jens Hungershausen angesprochen, ist die Cloud, neben KI und Cyber Security, eines der großen Themen des Jahreskongresses. In seiner Präsentation beleuchtet Thomas Saueressig, Mitglied des Vorstands der SAP, die Strategie, mit der SAP Kunden auf dieser anspruchsvollen Reise begleitet. In seinem Vortrag zeigte er, wie SAP seine Kunden mit einer verlässlichen Datengrundlage, Clean-Core-Prinzipien und innovativen Technologien wie SAP Business AI befähigt, den Weg in eine stabile und zukunftsfähige Cloud-Zukunft erfolgreich zu gestalten.
So soll die KI ein integrierter Teil der Geschäftsprozesse werden. Bis zum Jahresende will SAP mehr als 60 Agenten ausliefern. Auch eine Agent to Agent Schnittstelle soll kommen, was sehr vielversprechend klingt. Dabei betonte Thomas Saueressig, dass Private Cloud für SAP langfristig genauso wichtig sei wie die Public Cloud. Die beiden Programme RISE with SAP (für Kunden mit SAP) sowie GROW with SAP (für Neukunden) seien essentiell für den Wandel. Es bleibt abzuwarten, ob es sich auch in der KI-Strategie von SAP widerspiegelt, die momentan sehr auf Public Cloud ausgerichtet ist.
Als Paradebeispiel für eine solche zukunftsorientierte Reise diente der global bekannte Schmuckhersteller Pandora. Das Unternehmen befindet sich derzeit aktiv in der Cloud-Migration, wobei erste Pilotanwendungen in Deutschland und Österreich bereits erfolgreich den Betrieb aufgenommen haben. Ein fundamentaler Baustein der Strategie von Pandora ist das Bekenntnis zum „Clean Core“. Dieser Ansatz ist für sie der Schlüssel, um die notwendige Agilität und Skalierbarkeit in einem dynamischen Marktumfeld sicherzustellen.
Gleichzeitig erkennt Pandora das immense Potenzial von Künstlicher Intelligenz und integriert die SAP Business AI gezielt in seine Prozesse. Durch den Einsatz von SAP-Bots für die Prozessautomatisierung werden Abläufe optimiert.
Auch in Business Analytics gab es zahlreiche interessante Beiträge. So hat Torsten Ammon, SAP Head of Business Data Cloud Core Engineering, einen Ausblick auf die Zukunft von SAP Business Data Cloud gegeben. Die Kernvision von SAP ist es, die Welten von Business und Analytics enger zusammenzubringen und gemeinsam zu denken. Dabei merkte er an, dass kein Anbieter am Markt alles allein leisten kann – eine Philosophie, die die jüngste Integration von Databricks in das SAP-Ökosystem unterstreicht.
Wie auch bei anderen Beiträgen spielte KI eine große Rolle. Ein zentrales Element der SAP Strategie ist der KI-Assistent Joule, der auf einem SAP Metadata Knowledge Graph aufbaut. Im Vortrag wurde jedoch nicht ersichtlich, ob eine tiefere MCP-Integration von Drittanbietern auf der Agenda steht. Unklar blieb auch, wie die Strategie für fortschrittliche AI/ML-Anwendungen und Agents aussieht. Wird SAP hier eine eigene Produktlinie entwickeln oder sich primär auf die Funktionen von Partnern wie Databricks stützen?
Ein weiterer Schwerpunkt liegt darauf, SAP BW-Systeme möglichst geschmeidig in Richtung eines modernen Object Stores bzw. Data Lakes zu bewegen. Der vorgestellte Pfad sieht vor, dass BW InfoProvider über einen Data Product Generator in die Datasphere und dort als fertiges "Data Product" in einem Object Store bereitgestellt werden. Für Kunden mit bestehenden Databricks-Umgebungen gab es eine gute Nachricht: ein SAP BDC-Databricks Connector ist seit zwei Wochen verfügbar. Dadurch wird eine “Brownfield” Business Data Cloud Umgebung ermöglicht.
Die vorgestellte Roadmap enthält einige wichtige Punkte für die nahe Zukunft. Für den Wechsel von Datasphere zu BDC sollte keine technische Migration notwendig sein, sondern lediglich eine Umstellung des Accounts ("Rewiring"). Der Data Product Generator soll zukünftig auch für BW Composite Providers verfügbar sein. Zudem plant SAP eine bessere Integration mit weiteren Partnern wie Azure, Google und AWS, um das Ökosystem über Databricks hinaus zu öffnen. Darüber hinaus wurden viele neue Data Products und Intelligent Applications vorgestellt. Allerdings liegt derzeit der Fokus bei der Entwicklung von Data Products primär auf S/4HANA Private Cloud Edition (PCE).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vision stimmt. Der Weg dorthin wirft allerdings noch einige Fragen auf. Die Produktstrategie hinsichtlich tatsächlicher KI-Applikationen (RAGs, Agentic AI etc.) wirkt aktuell jedoch bestenfalls dünn. Es gab keinen Hinweis darauf, dass die fortschrittlichen KI-Funktionen von Databricks in der SAP BDC nativ verfügbar sein werden. Gleichzeitig macht SAP deutlich, dass es keine Zukunft für On-Premises-Systeme sieht und keinerlei Pläne für eine On-Premises Data Lake-Option verfolgt.
Ein besonderes Highlight der DSAG war unser eigener Vortrag. Wir haben gezeigt, wie NextTables die Datenpflege in SAP Datasphere und Databricks revolutioniert, indem es Fachanwendern eine eigenständige Datenverwaltung ermöglicht. Mit NextTables als zentraler No-/Low-Code-Plattform erstellen Sie mühelos eigene Anwendungen, zum Beispiel zur Datenpflege. Die Plattform integriert sich dabei nahtlos in Ihre bereits bestehende Systemlandschaft und Datenplattformen.
Damit realisieren Sie signifikante Verbesserungen in der Pflege der Stammdaten und Berechtigungen. Darüber hinaus können Sie auch einfache Planungsanwendungen mit einem geringen Aufwand implementieren. Die konkreten Use Cases und daraus resultierende Vorteile waren auch Teil unseres DSAG Vortrags.
So können dank vereinfachter Stammdatenpflege die Prozesse beschleunigt und Fehler reduziert werden. Ein Beispiel ist die Gruppierung der Produkte für Reportingzwecke. Mit unserer Lösung können Anwender Stammdaten eigenständig pflegen, Attribute anpassen und so Produkte flexibel gruppieren. Damit werden Abhängigkeiten von der IT reduziert und Prozesse beschleunigt.
Ein anderer Anwendungsfall ist eine agile Berechtigungspflege. Dabei machen NextTables-Funktionen wie eine intuitive Text-Suche für Schlüsselwerte, Wertehilfe und integrierte Stammdatenvalidierungen den Prozess nicht nur extrem schnell, sondern auch sicher und fehlerfrei. Da alle Änderungen sofort aktiv werden, gehören lange Verarbeitungs- und Wartezeiten der Vergangenheit an. Das Ergebnis ist eine lückenlose Data Governance, die direkt vom Fachbereich gesteuert wird.
NextTables eignet sich auch für einfache Planungsanwendungen, etwa zur dezentralen ESG-Datenerfassung. Das manuelle Sammeln von Daten via Excel und E-Mail entfällt. Stattdessen legen Verantwortliche selbst Tabellen in Datasphere an und vergeben die Zugriffsrechte an Tochtergesellschaften. Völlig autonom und ohne IT-Support.
Die Tochtergesellschaften pflegen ihre Daten einfach über NextTables. Die Daten werden validiert, direkt in SAP Datasphere gespeichert und stehen sofort für die Visualisierung in der SAP Analytics Cloud Story bereit. Die aufwändige und fehleranfällige manuelle Konsolidierung entfällt.
Unser DSAG Vortrag positionierte NextTables als ein zentrales No- & Low-Code-Hub, mit dem Fachabteilungen eigenständig Apps erstellen können. Die Plattform folgt dem "Business-First"-Ansatz: Sie ist für Fachanwender entwickelt und für die IT optimiert, da sie sich nahtlos in die bestehenden Datenplattformen integriert. Dabei bleiben die Daten, wo sie sind. So wahren wir Single-Source-of-Truth und minimieren Sicherheitsrisiken.
Wir haben viele Impulse vom diesjährigen DSAG Kongress mitgenommen. Besonders spannend fanden wir die Diskussionen rund um SAP Business AI und die angekündigten KI-Agenten. Gleichzeitig zeigt sich aber auch: Die neue SAP-Welt befindet sich noch in der Entwicklung – viele Unternehmen stellen sich die Frage, wie reif die Lösungen bereits für den Praxiseinsatz sind.
Dabei begleiten wir Sie gerne mit einer unabhängigen Perspektive und helfen, Chancen und Herausforderungen realistisch einzuschätzen.
Wo stehen Sie aktuell auf Ihrer Reise in die Cloud? Gerne unterstützen wir Sie dabei, die richtige Balance zwischen Innovation, Kosten und Sicherheit zu finden. Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf - wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!