Die Zukunft von SAP Data Warehousing: Datasphere

Irvin Rodin

Geschrieben von: Irvin Rodin - 25 November 2021
(Aktualisiert am: 27 März 2023)

Datasphere [früher bekannt unter dem Namen "Data Warehouse Cloud (DWC)"] ist die Zukunft im Bereich Data Warehousing für die SAP. Soviel ist spätestens am 16.11.2021 klar geworden, als Fabian Hartje, Head of Product Management for Data Warehousing die SAP Community bei der hauseigenen virtuellen jährlichen Messe “TechEd 2021” adressiert hat. Mit dem Vortrag “Explore the Present and Future of Data Warehousing from SAP” waren viele Nutzer auf Informationen zu SAP Business Warehouse (BW) gespannt, doch der Begriff “Business Warehouse” ist nicht einmal gefallen. Stattdessen widmete sich Herr Hartje nur einem Thema: SAP Datasphere.

Datasphere ist eine cloudbasierte Data Warehouse Lösung aus dem Hause SAP. Diese Cloud Architektur ermöglicht es, die traditionelle On-Premise Infrastruktur zu ersetzen und stattdessen auf Hyperscaler (z. B. Amazon Web Services - AWS) zu setzen. Hyperscaler verwalten ein riesiges Netzwerk von Datenzentren und vermieten die Nutzung von Rechenkapazität. Dadurch nutzen sie klassische Synergieeffekte, etwa Economies of Scale, um deutliche Kosteneinsparungen zu ermöglichen, die an die Kunden weitergegeben werden. Hierdurch wird auch die Elastizität der SAP Datasphere ermöglicht, also die Fähigkeit, nur genau so viel Systemkapazitäten zu verwenden, wie gerade benötigt werden. Somit können Höchstlast-Situationen abgefangen werden. Datasphere ist außerdem eine von SAP verwaltete Lösung (Software as a Service - SaaS). Das bringt weitere Kosteneinsparungen mit sich, da weniger IT-Verwaltungspersonal benötigt wird jedoch auch eine Verlagerung der Kontrolle - vom Kunden an den Betreiber SAP.

Um die Reife des Produkts in der Praxis bewerten zu können, haben wir einen Testzugriff auf eine SAP Datasphere Instanz eingerichtet und verschiedene Szenarien im System abgebildet. Unsere prägnantesten Eindrücke fassen wir für Sie zusammen: SAP hat den Paradigmenwechsel genutzt und mit Datasphere, im Vergleich zum Business Warehouse, eine starke Harmonisierung und Simplifizierung des Datenmodellierungsprozesses vorgenommen. Wie auch schon bei dem Wechsel von BW on HANA zu BW/4HANA ist die Anzahl der Objekttypen geschrumpft und wie beim Wechsel von LSA auf LSA++ wird die Architektur schlanker werden. Es existieren nur eine Handvoll Objekttypen, jede mit einem spezifischen und heterogenen architektonischen Zweck. Tabellen finden für die Data Ingestion Anwendung, während Views (grafisch und code-basiert) für die virtuelle bzw. Reporting Schicht verwendet werden - zumindest im “Data Builder”, der Data Engineer Perspektive der Modellierung. SAP verfolgt nämlich auch den
No-Code/Low-Code-Trend und bietet dieselben Modellierungsmöglichkeiten in einem alternativen Business-User fokussierten UI an, dem “Business Builder”.

Die Integration dieser zwei Perspektiven ist stark losgelöst. Objekte werden nicht geteilt, sondern es wird lediglich, falls gewünscht, die jeweilige Konfiguration kopiert und ein Mapping hergestellt. Dadurch soll eine unabhängige Modellierung ermöglicht werden: wenn sich die Datenebene ändert, bleibt die Businessebene funktionsfähig und es muss nur u. U. ein Mapping angepasst werden. Zum Frontend sowie zum Backend herrscht dagegen eine starke Integration. Wenn auch noch an vielen spezifischen Adaptern gearbeitet wird, so ist zumindest heute schon ODATA verfügbar, um die Anbindung der gängigsten Reporting Anwendungen sicherzustellen, doch uns überzeugt vor allem SAC als Frontend Werkzeug.


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Die nahtlose Einbindung, die einheitliche Designsprache, die Vorteile einer homogenen Vendor Auswahl und das Zusammenspiel mit Datasphere im Hinblick auf die Funktionalitäten, machen SAP Analytics Cloud (SAC) zum Produkt der Wahl für die Konsumierung der Datasphere Datenmodelle.

Schon das UI zeugt von der soliden Integration, denn mit nur einem Klick kann der Nutzer zwischen SAC und Datasphere wechseln. 

Data Warehouse Cloud SAP Analytics Cloud UI

Im Backend findet sich die hauseigene Datenbank SAP HANA Cloud wieder. SAP HANA Cloud ähnelt ihrem On-Premise Pendant in voller Hinsicht. Wer sich mit Themen wie HANA Native Entwicklung und HDI Containern beschäftigt hat, wird sich auch in der Cloud Version schnell zurechtfinden. Die Verschmelzung und der Verlass auf SAP HANA hat sich sogar noch verstärkt, da Datasphere sich bei den Data Ingestion Methoden primär auf HANA Technologien wie Smart Data Access (SDA) stützt.

Natürlich kann ein junges Produkt wie Datasphere nicht mit der Maturität des durch Jahrzehnte etablierten Business Warehouse mithalten und dennoch ist das die Frage, die sich dem Großteil des Kundenkreises stellt. Kann Datasphere mein BW System ablösen?

Stand November 2021 ist die Antwort eindeutig: momentan nicht. Ein Blick auf die SAP Datasphere Roadmap genügt, um den ausstehenden Funktionsumfang zu überblicken. Eine Vielzahl an kritischen Features stehen noch aus. Einer der größten offenen Punkte ist eine Möglichkeit der Migration, vor allem von ABAP Extensions, die im Großteil der Business Warehouse Systeme Anwendung finden.

Zwar besteht die Möglichkeit ein etabliertes BW System weiter zu verwenden und lediglich eine Anbindung zu einem neuen Datesphere System herzustellen, doch die Vorteile der Datasphere werden damit kaum genutzt. Mit der “BW Bridge” stellt die SAP jedoch direkt ein zentrales Werkzeug vor, welches bereits im Q1 2022 einen Tool-unterstützten Upgradepfad für Unternehmen mit einem BW System ermöglichen soll.

BW Bridge Data Warehouse Cloud

Für die Details werden wir uns wohl gedulden müssen, doch anhand des von SAP gezeigten Architekturdiagramms kann das generelle Vorgehen erahnt werden. So wird eine separate Cloud Instanz geschaffen, auf welche die Daten, Modellierungen sowie die ABAP extensions migriert werden. Anschließend wird das Reporting Layer (Queries) in Datasphere Datenmodelle überführt. Persistente Objekte (ADSOs) werden nicht überführt, sondern als Datenquelle (Remote Tables) in Datasphere virtuell angebunden. Weiterhin wird suggeriert, dass ABAP kaum eine Rolle in künftigen Innovationen und Extensions spielen wird. Stattdessen setzt SAP auf SQL, Python und Node.js.

Doch wie sieht es mit der Zukunft von BW/4HANA aus? Was ist mit Kunden, die nicht auf Datasphere wechseln möchten? Erstaunlicherweise bekommen wir hier eine konkrete Antwort von Herrn Hartje. So wird noch einmal betont, dass der Support von BW/4HANA bis mindestens 2040 sichergestellt ist und das Produkt als legitime Option für Kunden vorhanden bleibt, die kein Cloud Offering nutzen möchten. Doch auf die Frage hin, ob es SAPs Strategie ist, letztendlich BW/4HANA durch Datasphere zu ersetzen, erhalten wir keine so deutliche Aussage.

Letztendlich ist die Nutzung von BW/4HANA in absehbarer Zeit weiterhin garantiert, aber innovative Neuerungen sind vermutlich nicht zu erwarten und mittel- bis langfristig gesehen deutet in unserer Auffassung alles darauf hin, dass Datasphere den Platz der primären Data Warehouse Lösung der SAP einnehmen wird.

Haben Sie Fragen zu diesem oder anderen Themen? Versuchen Sie das nötige Know-How in Ihrer Abteilung aufzubauen oder benötigen Sie Unterstützung bei einer konkreten Fragestellung? Wir helfen Ihnen gerne dabei. Fordern Sie noch heute ein unverbindliches Beratungsangebot an. 

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Themen: SAP BW/4HANA, Datasphere, SAP Data Warehouse

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