SAP Datasphere - Ist es noch zu früh für den Umstieg?

Irvin Rodin

Geschrieben von: Irvin Rodin - 12 Mai 2022
(Aktualisiert am: 28 März 2023)

Mit der Verlagerung des Schwerpunkts der SAP Data Warehouse (DWH) Strategie von BW/4HANA zu Datasphere, stehen unsere Kunden vor der Frage, ob sie ihr eigenes BW-System ebenfalls auf diese neue Cloud-Lösung umstellen sollen. Für unsere Leser, die bei Themen wie dem Reifegrad von Datasphere sowie möglichen Migrationspfaden von BW verunsichert sind, möchten wir Klarheit schaffen.

Datasphere [früher bekannt unter dem Namen "Data Warehouse Cloud (DWC)"] ist eine neue Data-Warehousing-Lösung von SAP. Dabei handelt es sich um eine Software-as-a-Service (SaaS) Lösung, die auf der Grundlage der Business Technology Platform (BTP) in der Cloud bereitgestellt wird. Diese Architektur bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber einer traditionellen on-premise BW-Lösung.

Übersicht_SAP Data Warehouse_1_Datasphere

Datasphere erweist sich als eine komplette Neuentwicklung früherer SAP DWH-Lösungen, sowohl im Hinblick auf das Backend als auch auf das Frontend. Für die einen ist dies ein Segen, für die anderen ein Fluch. Als Anwender und Entwickler werden Sie keine der Funktionalitäten als Erweiterung bisheriger BW-Funktionalitäten erkennen, wie Sie es vielleicht bei den verschiedenen Übergängen von AnyDB BW über BW on HANA zu BW/4HANA konnten. Sie werden vielmehr ein System vorfinden, das von Grund auf neu aufgebaut ist. In Bezug auf die codebasierte Anpassbarkeit wird ein neuer Schwerpunkt auf SQL (und in geringerem Maße auf Python) gesetzt. Abgesehen von der später beschriebenen BW Bridge werden Sie bei Datasphere keine ABAP-Unterstützung finden. Was Sie jedoch finden werden, ist eine saubere, vollständige und prägnante Produkt- und Funktionsdokumentation.

Die Integration mit Quellsystemen und Frontend Lösungen ist Industriestandard. Sie werden eine enge Integration mit SAP-Lösungen vorfinden, wobei SAP Analytics Cloud (SAC) sogar die gleiche Designsprache wie Datasphere aufweist. Föderations- und Replikationsoptionen sind für eine Vielzahl von SAP- und Nicht-SAP-Quellen mittels vorgefertigter Konnektoren verfügbar, und jede nicht direkt unterstützte Anwendung kann über gängige offene Konnektoren wie ODBC angebunden werden.

Die Infrastruktur wird von SAP bereitgestellt, was bedeutet, dass der Aufwand und die Komplexität der Implementierung, des Betriebs, der Wartung und des Upgradings des Systems minimiert wird bzw. sogar ganz entfällt.

Durch unsere eigenen Erfahrungen mit Datasphere-Tenants können wir eine hohe Verfügbarkeit und eine klare und zeitnahe Kommunikation über Ausfallzeiten, Problemidentifizierung und -behebung, Ursachenanalyse und zukünftige Präventivmaßnahmen von Seiten der SAP attestieren.

All dies sind Überlegungen, die im Hinblick auf den (Um-)Schulungsaufwand und den Bedarf an Arbeitskräften und Know-how bei einem potenziellen Migrationsprojekt getroffen werden müssen.


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Ein kurzer Blick auf die Zukunftssicherheit der SAP DWH-Lösungen zeigt sowohl externe als auch interne Überlegungen auf.

Extern gesehen wird die Data Warehousing-Strategie seitens SAP klar kommuniziert: Datasphere ist das führende SAP DWH Produkt der Zukunft. BW Support ist zwar noch bis mindestens 2040 garantiert, aber alles deutet darauf hin, dass sich die großen Innovationen auf Datasphere beschränken werden.

Intern gesehen merken wir an, dass Datasphere als Cloud-Lösung eine hohe Skalierbarkeit bietet, sowohl im Hinblick auf die Systemkapazität als auch auf organisatorische Veränderungen im Unternehmen. Bei ständig wachsenden Datenmengen können die Systemressourcen per Knopfdruck schnell nach oben oder unten skaliert werden, und das Space-Konzept von Datasphere eignet sich besonders für organisatorische Anpassungen.

In Verbindung mit der relativ einfachen Implementierung und dem Betrieb von Datasphere ist es für neue DWH-Implementierungen im SAP-Umfeld sicher die bessere Wahl. Bei bestehenden BW-Lösungen liegt der wesentliche Knackpunkt in der Verfügbarkeit von Modellierungsoptionen sowie in der Möglichkeit, bestehende Investitionen zu migrieren.

Bietet eine solche "neue" Lösung alle notwendigen Modellierungsfunktionen, um unsere aktuellen und zukünftigen Berichtsanforderungen zu erfüllen? Leider kann diese Frage nicht vollständig beantwortet werden, ohne Ihr spezifisches Szenario eingehend zu analysieren, da die Anforderungen an das Berichtswesen in verschiedenen Systemlandschaften sehr unterschiedlich sind. Es gibt jedoch eine Reihe von Überlegungen, die hier angestellt werden sollten:

  1. Roadmap: SAP bietet eine Produkt-Roadmap für Datasphere an, die alle geplanten Funktionen für 2022 und darüber hinaus zeigt. Diese kann als Richtschnur dafür dienen, welche Features zu erwarten sind.
  2. Coding-Lösungen: In Anbetracht der Tatsache, dass Datasphere auf einer HANA-Datenbank im Backend basiert, sowie der Coding-Unterstützung innerhalb der Anwendung selbst, können alle Reporting- und Modellierungsanforderungen, die über SQL-Modellierung realisiert werden könnten, im Rahmen des Möglichen betrachtet werden.
  3. Pilotprojekt: Der umfassendste Ansatz, um sich Klarheit darüber zu verschaffen, ob Ihre spezifischen Anforderungen in Datasphere unterstützt werden, besteht in der Entwicklung konkreter Geschäftsszenarien auf einem tatsächlichen Datasphere-Tenant.

Übersicht_SAP Data Warehouse_2Was jedoch sehr klar ist, ist der Support oder
dessen Fehlen bei der Migration eines bestehenden
BW-Systems auf Datasphere. Dies wird über
die sogenannte "BW Bridge" realisiert. Der
BW Bridge-Ansatz wird
unter direkter Einbindung von SAP-Ingenieuren
realisiert. Nach der Kontaktaufnahme und Besprechung
der Details wird von SAP ein Provisioning-
Prozess ausgelöst, der eine Cloud-Hosting-Umgebung
für Ihr BW-System schafft und einen speziellen Space
in Ihrem Datasphere-Mandanten als Schnittstelle
zu diesem BW-System einrichtet. In diesem Sinne
wird Ihr BW-System von Datasphere als
Quellsystem behandelt, während
es von SAP in der Cloud gehostet wird,
um die Notwendigkeit eines weiteren Betriebs Ihrer
On-Premise-Lösung zu vermeiden. Die BW Bridge
ist jedoch in einigen Funktionalitäten eingeschränkt.
Sie bietet keine Query- oder OLAP-Unterstützung (Exception Aggregation, Analysis Authorization...), was bedeutet, dass diese Investitionen nativ in Datasphere neu entwickelt werden müssen. Es unterstützt außerdem nur ODP-Quellen und keine Planungsfunktionalitäten, da SAC Planning als Produkt für derartige Anforderungen neben Datasphere positioniert ist.

Letztendlich gewinnt SAP Datasphere schnell an Bedeutung und etabliert sich als die führende SAP DWH-Lösung. Mit der Einführung der BW Bridge Ende 2021 stehen die Türen für bestehende BW-Kunden offen, ihre Investitionen in diese innovative, zukunftssichere Cloud-Lösung zu migrieren, wenn auch mit einigen Einschränkungen. Um mit geringen Investitionen die Risiken zu minimieren, empfehlen wir Ihnen, Ihre Reise mit einem anfänglichen Datasphere-Tenant neben Ihrer bestehenden Lösung zu beginnen, der Ihnen die Möglichkeit bietet, Ihre alltäglichen Szenarien auf einem Live-System zu erfassen und zu erproben. Gerne würden wir Sie bei diesem Prozess mit  unserer Beratung und Expertise begleiten.

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Themen: SAP BW/4HANA, Datasphere, SAP Data Warehouse

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